Zentrum Wiesental

5 Jahre Zentrum Wiesental

Das Zentrum Wiesental feiert seinen 5. Geburtstag. Der gemeinsam gelebte Alltag, bei dem die Talente der Bewohnenden und Mitarbeitenden ihren Platz haben, sowie das freundliche und wohlwollende Miteinander im Quartier machen die Pflegewohngruppe zu einem besonderen Ort.

Am 1. März 2016 öffnete das Zentrum Wiesental der Pflege Eulachtal in Wiesendangen seine Türen mit dem Ziel, selbstbestimmt und glücklich im Dorf leben zu können – bis ins hohe Alter. 17 betagte und pflegebedürftige Menschen aus Wiesendangen und der Umgebung bezogen ihre Zimmer und das Pflege- und Betreuungsteam, damals noch unter der Leitung des erfahrenden Leitungsteams Jürgen Spiess und Miriam Huber, nahm seine Arbeit auf.

Nun, fünf Jahre später, feierte die Pflegewohngruppe unter dem neuen Leitungsteam Pascal Frei und Vivienne Jankovic das Jubiläum gemeinsam bei einem Osterbrunch. Das Wiesental hat sich zu einem Universum entwickelt, in dem Mitmenschlichkeit, Verständnis, Respekt und Wohlwollen gross geschrieben werden, ganz nach dem Motto der Pflege Eulachtal: Leben im Mittelpunkt!

Wie sich dieses Leben im Zentrum Wiesental heute anfühlt, darüber berichten nachfolgend Menschen aus fünf verschiedenen Perspektiven: aus der Sicht der Bewohnerinnen und Bewohner, Angehörigen, Mitarbeitenden, Nachbarn und aus derjenigen einer Gemeinderätin Wiesendangens.

 

Mitarbeitende
Schon ganz von Anfang mit dabei waren die beiden Pflege- und Betreuungsfachkräfte Mario König und Dimitri Bauer, beide überzeugte „Böhmianer“. Das Pflegeverständnis von Professor Erwin Böhm, wonach das Leben in der Institution genau gleich weitergehen soll wie bisher in den eigenen vier Wänden, prägen das Pflegemodell Eulachtal und den Alltag im Zentrum Wiesental ganz wesentlich. „Wir pflegen nicht den Körper, sondern den alten Menschen“, sagt Dimitri Bauer, „mit Körper, Seele und Geist.“ In der Pflegewohngruppe begegnen sich Pflegefachkräfte und Bewohnerinnen und Bewohner mit Respekt und auf Augenhöhe. „Wir nehmen uns Zeit füreinander“, sagt Mario König. Jeden Morgen nach Arbeitsantritt setze er sich als erstes zu jeder einzelnen Bewohnerin und jedem einzelnen Bewohner hin und führe ein Erstgespräch. Dabei erführe er von deren Befinden, Wünschen, Beschwerden. Und oft bekomme er danach die Rückmeldung: „Schön, dass sie sich wieder Zeit für mich genommen haben!“

Die Freude am Leben und das Miteinander stehen im „Wiesental“ im Mittelpunkt und nicht etwa die Krankheit. „Statt nur versorgt zu sein geht es um das gelebt haben“, so Dimitri Bauer. Wie in einer grossen Wohngemeinschaft beteiligen sich die Bewohnerinnen und Bewohner nach ihrem Gusto am Alltagleben: die einen helfen mit beim Gemüserüsten und Kochen, andere glätten die Wäsche, kümmern sich um die Getränkebestellungen oder schneiden die Rosen im Garten. „Wir leben den ganz normalen Alltag“, so Mario König. „Ich bin hier nicht in erster Linie Pfleger, sondern Mensch. So zu arbeiten macht Spass und ist sehr befriedigend.“

Dass gute Betreuung und das ganzheitliche Eingehen auf den Menschen auch finanziell adäquat entschädigt werden, werde im aktuellen Pflegefinanzierungssystem leider zu wenig abgebildet. Dabei könnten Lösungsorientierung und Ressourcenförderung so manche medizinische oder medikamentöse Behandlung ersparen. Klar braucht es beides. Dennoch sind die beiden Pfleger froh, in einem solch menschlichen Umfeld arbeiten zu können. „Im Zentrum Wiesental ist das System für den Bewohner da und nicht der Bewohner für das System“, sagt Mario König. Wobei sich das seelische Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohnern sowie der Mitarbeitenden eben auch in den Zahlen spiegle. „Mitmenschliche Pflege rentiert“, bringt es Dimitri Bauer auf den Punkt.

 

Bewohnerinnen und Bewohner
Ganz von Anfang an mit dabei waren auch die beiden Bewohnerinnen Cordula Herbst, 93, und Maria Ulrich, 92. Beide Damen haben den zweiten Weltkrieg noch in lebhafter Erinnerung. „Als die Kirchenglocken läuteten für die Mobilmachung, sind wir in die Kirche gegangen um zu beten“, erinnert sich Maria Ulrich. „Vater musste einrücken. Ich sehe ihn noch heute vor mir, wie er zurückschaute, als er gehen musste. Er liess uns sechs Kinder mit der Mutter alleine zurück ohne Einkommen. Damals gab es noch keine Lohnausfallversicherung. Wir pflanzten vier Jahre lang Kartoffeln und Mais an und lebten davon. Es war keine schöne Zeit.“ Nach ihrer Lehre zur Textilverkäuferin wirkte die gläubige Christin 37 Jahre lang als Pfarrhelferin in Wiesendangen. Heute fühlt sie sich wohl und aufgehoben im Zentrum Wiesental, zumal sie eine enge Freundschaft pflegt mit einer Bewohnerin der Alterswohnungen oberhalb des Pflegezentrums. „Ich besuche sie regelmässig und bin froh, dass das möglich ist in diesen Zeiten. Ich würde mich auch nicht einsperren lassen.“

Cordula Herbst, 93, ihre Zimmernachbarin, blickt ebenfalls auf ein bewegtes Leben zurück, das sie in drei Ländern verbracht hat: in Deutschland, Kanada und in der Schweiz. Ihre fünf Kinder leben noch heute verstreut über diese drei Länder. Cordula Herbst, die in Deutschland in wohlhabende Verhältnisse hineingeboren worden war, verlor im Zweiten Weltkrieg alles. Ihre Familie liess in Deutschland alles zurück und begann in Kanada ein neues Leben als Farmer. „Doch ob arm oder reich: So oder so ist man Mensch!“, sagt Cordula Herbst. Neben ihrem Studium der modernen Sprachen an der Universität in Toronto, das sie mit Bestnoten abschloss, packte sie damals sonntags jeweils auf dem Feld mit an „wie ein Mann“. Auch sie fühlt sich heute wohl im Zentrum Wiesental, zumal ihr infolge eines Unfalls behinderter Sohn Benjamin ganz in der Nähe im Heim Steinegg wohnt, so dass sie sich regelmässig sehen können. Dem Team des Zentrums Wiesental spricht auch sie gute Noten aus: „Pascal Frei und sein Team machen es gut!“ Sie schätzt das Miteinander im Haus: „Man muss freundlich und liebenswürdig miteinander sein, dann geht es gut.“ Positiv hervor hebt sie auch das Bezugspersonensystem.

„Meine Bezugsperson ist Dimitri Bauer, der ursprünglich aus Kasachstan ist. Bei ihm kann ich mich aussprechen und besondere Wünsche deponieren, das schätze ich sehr.“

Angehörige
Angelina Herbst, 65, die Tochter von Cordula Herbst, ist froh, dass ihre Mutter im Zentrum Wiesental gut aufgehoben ist. „Meine Mutter zog ganz zu Beginn ein und konnte deshalb ein Zimmer zum Garten hin auslesen, das war gut für sie. Schon bald blühen wieder ihre Rosen vor dem Fenster, die sie so liebt!“ Unter dem Leiter Pascal Frei habe sich ihre Mutter gut eingelebt. „Er war sogar zu ihrem 90igsten Geburtstag eingeladen. Das will was heissen!“ Cordula Herbst schätzt die Zusammenarbeit mit dem Personal. „Meine Mutter konnte ihre Wünsche einbringen bezüglich medizinischer Behandlung: so wenig wie möglich, so viel wie nötig. Das finde ich gut!“ Im Moment mit den Corona-Massnahmen sei es allerdings zuweilen schwierig. „Niemand ist ganz zufrieden. Die Mitarbeitenden dürfen nicht mitessen, der Abstand muss eingehalten werden und die Nähe und die Berührungen fehlen.“ Nachbarn Dass im Moment nicht mehr alles möglich ist, bemerkt auch die Nachbarin Cécile Zryd, 70, die in den Alterswohnungen in derselben Siedlung wohnt. „Früher lud die Pflegewohngruppe noch zum gemeinsamen Grillieren in den Garten, das war wunderschön.“ Doch trotz der schwierigen Umstände hat auch sie nur lobende Worte für das Team des Zentrums Wiesental: „Es ist wunderschön, wie sich das Personal um die Bewohnerinnen und Bewohner kümmert!“ Es laufe immer etwas. Oftmals sind die Bewohnerinnen und Bewohner mit den Pflegefachkräften im Dorf oder im Garten anzutreffen. „Sie schauen wirklich, dass den Menschen die Decke nicht auf den Kopf fällt in diesen Zeiten der beschränkten Besuchsmöglichkeiten.“ Überhaupt sei im ganzen Haus ein Teamgeist spürbar, und es sei ein freundschaftliches Miteinander mit der Pflegewohngruppe. „Dieses freundnachbarschaftliche Miteinander ist sehr wertvoll und alles andere als selbstverständlich.“

 

Gemeinde Wiesendangen
Und als wäre der positiven Rückmeldungen noch nicht genug, windet auch Gemeinderätin Zuzsanna Wyss, Ressort Soziales und Gesundheit, dem Team des Pflegezentrums Wiesental ein Kränzchen: „Die Idee des „Wiesentals“, selbstbestimmt und glücklich im Dorf zu leben bis ins hohe Alter, wird wunderbar gelebt.“ Der Gemeinde gehört der Baugrund, auf dem das „Wiesental“ steht. Sie stellte es der Bauherrin, der Heimstätten-Genossenschaft Winterthur HGW, im Baurecht zur Verfügung. Diese wiederum vermietet die Räumlichkeiten unter anderem an die Pflege Eulachtal als Betreiberin der Pflegewohngruppe.

„Das Zentrum Wiesental ist kein klassisches Pflegheim, sondern eher eine grosse Wohngemeinschaft. Man lebt und arbeitet zusammen, und es ist ein sehr guter Lebensort für Menschen, die gerne ein neues Zuhause mit engerem, persönlichen Kontakt haben und aktiv bleiben möchten bis ins hohe Alter. Im Zentrum Wiesental läuft immer etwas und die Menschen sind gut aufgehoben. Kein Wunder, hat es nie länger freie Plätze!“

Zur Bildergalerie vom Osterbrunch